Keine Minderjährigen in der Bundeswehr!

Das Bündnis „Unter18 nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr!“ hat zur kommenden Bundestagswahl 2025 wieder vier zentrale Fragen an die Bundestagsparteien vorbereitet, um ihre jeweilge Position zum Thema Minderjährige in der Bundeswehr abzufragen.

Damit knüpfen wir an die Bundestagswahl 2021 an. Hier können Sie jeweils die Antworten von Union, den Grünen, den Linken und der SPD nachlesen.

Bitte nutzen Sie auch weiterhin unsere Vorlage und fragen auch Sie Ihre Bundestagsabgeordneten und -kandidaten nach ihrem Standpunkt. Schriftlich per Brief oder Mail, telefonisch oder online bei www.abgeordnetenwatch.de, und geben Sie uns gerne Bescheid, welche Antworten Sie bekommen.

Unsere Fragen lauten:

1. Rekrutierung minderjähriger Soldat*innen

Deutschland ist immer noch eines von wenigen Ländern weltweit, das den internationalen 18-Jahres-Standard bei der Rekrutierung von Soldatinnen nicht einhält (über 150 Länder halten ihn ein) und jedes Jahr minderjährige Jungen und Mädchen als Bundeswehrsoldat:innen einstellt. Die Bundeswehr hat seit 2011 fast 20.000 17-jährige Jungen und Mädchen als Soldat*innen rekrutiert, im Jahr 2023 waren es 1.996 (davon 315 Mädchen), ein Anstieg von 13% gegenüber 2022. Musterungen und Vertragsgespräche über langjährige Soldatenverträge finden schon mit 16-Jährigen statt.

Wird Ihre Partei sich für die Anhebung des Bundeswehr-Rekrutierungsalters auf 18 Jahre einsetzen – wie es vom UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes und von der Kinderkommission des Deutschen Bundestages gefordert wird?

2. Militärwerbung bei Minderjährigen

Die Bundeswehr wirbt mit teuren Kampagnen in den Sozialen Medien, auf Messen und Veranstaltungen bei Minderjährigen. Soldatinnen und Soldaten (Jugendoffiziere und Karriereberater) erreichen bei Schulbesuchen jedes Jahr mehrere Hunderttausend Schüler*innen, sie betreiben Imagewerbung und halten Vorträge vor Schulklassen. Die Risiken und Schattenseiten des Soldatenberufs werden dabei ganz verschwiegen oder unzureichend thematisiert, gleiches gilt für gedruckte Informations- und Werbematerialien der Bundeswehr.

Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, dass Militärwerbung bei Minderjährigen gesetzlich verboten wird – wie es auch der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes und die Kinderkommission des Deutschen Bundestages fordern?

3. Sexuelle, körperliche und seelische Gewalt, Unfälle und weitere Risiken

Bei der Bundeswehr kommt es jedes Jahr zu schweren Unfällen und sexuellem Missbrauch. Die Zahl strafbarer sexueller Übergriffe, die von der Bundeswehr registriert werden, hat sich von 2015 (86) bis 2019 (345) vervierfacht. Allein in 2023 waren laut Verteidigungsministerium davon mind. 14 Minderjährige betroffen. Minderjährige werden mit Erwachsenen zusammen untergebracht und an der Waffe militärisch ausgebildet, sie erlernen Kriegstechniken und wie man Menschen tötet.

Wie will Ihre Partei künftig den Schutz minderjähriger Soldat*innen vor sexuellen Übergriffen, körperlicher und seelischer Gewalt, Unfällen, psychischen Schäden und anderen Risiken der Soldatenausbildung gewährleisten, zu denen die Bundeswehr nach nationalen und internationalen Gesetzen verpflichtet ist.

4. Datenerhebung zur Lage minderjähriger Soldat*innen

Zur Lage minderjähriger Soldat*innen in der Bundeswehr werden bisher keine Daten ausgewertet und veröffentlicht, obwohl sich diese Verpflichtung aus den Schutzpflichten der UN-Kinderrechtskonvention und ihres ersten Zusatzprotokolls ergibt und diese Daten vom UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes von Deutschland eingefordert wurden.

Wird Ihre Partei dafür sorgen, dass Daten zur Lage minderjähriger Soldat*innen in der Bundeswehr (zu sexuellem Missbrauch, Unfällen, Gesundheit inkl. psychologische Gesundheit, physischer und psychischer Gewalt (inkl. Mobbing), Suiziden, Drogenmissbrauch, politischem Extremismus, vorzeitigem Abbruch oder Kündigung des Dienstverhältnisses, etc.) künftig mindestens einmal im Jahr ausgewertet und veröffentlicht werden?

Wir bitten um Unterstützung für unser Eingreifen in den Bundestagswahlkampf!

Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende entgegen, und wir als Bündnis „Unter 18 Nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“ wollen weiter Druck machen. Denn bereits im Frühjahr 2024 erreichte die Zahl der rekrutierten Minderjährigen in der Bundeswehr einen Höchstwert: 1.996 Jugendliche im Alter von 17 Jahren wurden aufgenommen. Damit war mehr als jeder zehnte (10,6 %) neu eingestellte Soldatin im Jahr 2023 minderjährig. Angesichts der aggressiven Werbeoffensiven im öffentlichen Raum und an Schulen ist auch für 2024 mit einer weiteren Steigerung zu rechnen.

Bundeswehr ignoriert Kinderrechts-Standards

Im Gespräch: Bündnis Unter 18 nie! mit Bundestagsabgeordneten beim parlamentarischen Frühstück


Mit dieser Praxis ignoriert die Bundesregierung die Empfehlungen des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes. Dieser fordert mit dem sogenannten „Straight-18-Standard“ alle Länder auf, die Rechte von Kindern zu achten und das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre anzuheben. Das NATO-Land Schweden hat Deutschland aus diesem Grund bereits im UN-Menschenrechtsrat gerügt – ein beschämendes Zeugnis für die Bundesregierung.

Noch im Jahr 2021 enthielt der Koalitionsvertrag den Satz: „Ausbildung und Dienst an der Waffe bleiben volljährigen Soldatinnen und Soldaten vorbehalten.“ Damit schien eine Perspektive für eine „Bundeswehr ohne Minderjährige“ in Aussicht – wie sie in Armeen in über 150 Staaten weltweit umgesetzt wird. Doch die Bilanz der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP ist enttäuschend: Statt das Versprechen einzulösen und die Rekrutierung Minderjähriger zu beenden, sind die Zahlen seit Antritt der Ampelregierung um 61 % gestiegen.

Neue Wehrpflicht?

Auch die Diskussionen um eine neue Wehrpflicht zeigen, dass die gegenwärtige Militarisierung vor allem junge Menschen anspricht und gezielt Minderjährige für das Militär begeistert werden sollen. Einen bitteren Höhepunkt setzte das bayrische Landesparlament im August 2024 mit dem Gesetz zur Förderung der Bundeswehr in Bayern“, das Schulen und Hochschulen zur Zusammenarbeit mit der Bundeswehr drängt. Dagegen wehren sich Schüler*innen und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit einer Popularklage, die wir als Bündnis „Unter 18 Nie!“ ausdrücklich unterstützen.

Das Bündnis unterstützt die GEW Bayern gegen das sogenannte Bundeswehrgesetz

Was wir planen!

Wir werden verstärkt in den sozialen Medien aufklären und zusammen mit vielen anderen Organisationen für unser gemeinsames Ziel zusammenarbeiten!

Wir gehen weiter in Gespräche mit den Bundestagskandidat:innen und werben weiterhin konsequent für eine Perspektive Bundeswehr ohne Minderjährige!

Verstärkte Präsenz bei Wahlkampfauftritten! Wir wollen den Wahlkampf nutzen und mit unserem Info-Material und Bannern über die besonderen Risiken für Minderjährige in der Bundeswehr aufklären!

Mit unserer Unterschiften-Kampagne konnten wir bereits über 32.000 Menschen erreichen, die sich klar für „Unter 18 Nie – Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“ ausgesprochen haben. Übergabe der Unterschriften an Minister Boris Pistorius!

Unterstützt uns in Form einer Spende

Als Bündnis aus Gewerkschaften, Friedensbewegung und Kirchen sind wir jedoch auch auf Spenden angewiesen, um unsere Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit zu finanzieren. Wir bitten daher herzlich um Ihre Unterstützung!

Förderverein Frieden e.V.
IBAN: DE89 4306 0967 4041 8604 00
Stichwort: Spende Unter 18 nie


Deine Spende ist steuerabzugsfähig. Der Förderverein Frieden sendet dir zu Beginn des kommenden Jahres eine Spendenquittung zu.
 

Alternativ können Sie hier online spenden:
 



weiterführende Informationen

Bundestagsdokumente

  • Bericht des Verteidigungsministeriums (BMVG) zu Kinderrechtsverletzungen bei minderjährigen Soldat*innen in der Bundeswehr (sexuelle Gewalt, erniedrigende Behandlung, körperliche und seelische Schäden (Unfälle, Depressionen, psychische Störungen, Suizide),…).

Berichte der Wehrbeauftragten

Kontakte

Ralf Willinger, terre des hommes Deutschland, r.willinger@tdh.de, Tel. 0541-7101-108
Michael Zimmermann, Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen, michael.zimmermann@evlks.de, Tel. 0341-9940-625
Dr. Stephan Fegers, IPPNW, sfegers@web.de

Das Bündnis »Unter18nie! – Keine Minderjährigen« in der Bundeswehr erklärt sich mit der GEW Bayern solidarisch und unterstützt die GEW Bayern in ihrer Popularklage gegen das „Gesetz zur Förderung der Bundeswehr in Bayern“, das u.a. eine Zusammenarbeit von Schulen mit Jugendoffizieren forciert.

Mit dem Gesetz will die Landesregierung gravierenden Einfluss auf die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer im Unterricht nehmen, indem sie ihnen vorschreibt im Rahmen der politischen Bildung mit den Jugendoffizieren der Bundeswehr zusammenzuarbeiten. Damit wird den Pädagoginnen und Pädagogen die Möglichkeit genommen eigenständig zu entscheiden, ob sie Fachleute in den Unterricht einladen oder nicht. Das bedeutet einen erheblichen Eingriff in die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer und widerspricht den Grundsätzen des Beutelsbacher Konsenses.

Der Zugang der Jugendoffiziere zu den Schulen ist durch das Gesetz stark privilegiert, einhergehend mit der Möglichkeit ihre Sicht auf die Außen- und Sicherheitspolitik darzulegen. Den Karriereberater*innen wird ermöglicht, minderjährige Schülerinnen und Schüler für die Bundeswehr anzuwerben, etwa in Abschlussklassen. Soldat jedoch ist kein Beruf wie jeder andere, da es im Krieg um das Töten von Menschen geht. Gerade Minderjährige bedürfen des Schutzes vor einseitigen Informationen und Einflüssen.

Als Bündnis »Unter 18 nie – Keine Minderjährigen in der Bundeswehr!«, in dem die GEW Bayern aktiv ist, stellen wir uns klar gegen einen privilegierten Zugang von Jugendoffizieren zu Schulen. Wir sprechen uns aus gegen Bundeswehrwerbung, die sich an Minderjährige richtet und gegen die Rekrutierung von Minderjährigen, die weiterhin gängige Praxis bei der Bundeswehr ist.

Wir unterstützen auch die Popularklage der GEW Bayern und der DFG-VK, die auch noch bis zum 30. November von zivilgesellschaftlichen Akteuren unterstützt werden kann.


Unter dem Motto „Sport, Spaß, Freundschaften – Bundeswehr Olympix 2024 – Neue Action und packende Duelle“ lädt die Bundeswehr für Ende August Minderjährige in die Lüttich Kaserne nach Köln ein: „Ihr seid zwischen 15 und 17 Jahren alt und bereit für das Abenteuer?“, heißt es dazu auf der Rekrutierungswebsite der Bundeswehr. Geworben wird mit einer ultimativen Sommerparty mit DJs, Pool und Chillzone.

„Statt junge Menschen über Spaßangebote spielerisch an die Bundeswehr heranzuführen, müssen ihnen die ernstzunehmenden Konsequenzen einer Tätigkeit als Soldat:in realistisch dargestellt werden“, sagt Michael Schulze von Glasser, Sprecher des bundesweiten Bündnisses „Unter 18 Nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“. „Bundeswehrwerbung darf sich außerdem nicht gezielt an Minderjährige richten. Das ist eine aktuelle Vorgabe des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes an Deutschland, basierend auf den in der UN-Kinderrechtskonvention festgelegten Kinderrechten. Daran muss sich auch Deutschland halten“.  

Auch andere Werbemaßnahmen der Bundeswehr, die auf Minderjährige abzielen, sieht das Bündnis kritisch. Im Kölner Stadionbad Müngersdorf ist aktuell der 10 Meter hohe Sprungturm mit großflächigen Werbeplakaten der Bundeswehr dekoriert. Unter einem Kriegsschiff auf See steht geschrieben „Karrieresprung – Marine kann Meer – Finde deinen Job bei der Marine“. Armin Lauven, Vertreter von Pax Christi im Bündnis „Unter 18 nie!“, kritisiert: „Nicht einmal im Freibad werden Kinder und Jugendliche vor militärischer Werbung verschont. Den Verantwortlichen bei der Bundeswehr fehlen augenscheinlich jegliche ethischen und moralischen Grundsätze.“

Auf der weltgrößten Computerspielemesse gamescom, die Ende August in Köln stattfindet, gehört die Bundeswehr wieder zu den größten Ausstellern. Dabei sorgten Werbeplakate im Rahmen der gamescom bereits in der Vergangenheit  für heftige Kritik an der Bundeswehrwerbung. Dazu Martina Schmerr, Sprecherin des Bündnisses Unter 18 Nie! und Referentin des Vorstandsbereichs Schule beim GEW Hauptvorstand: „Militär ist kein Spaß. Die jungen Leute sollten bei ihren Gesprächen mit der Bundeswehr bedenken, dass sie nur im Videospiel mehrere Leben haben – die Realität sieht anders aus!

„Minderjährige machen bei der Bundeswehr dasselbe militärische Kampftraining wie Erwachsene, dabei werden sie mit psychischem Druck gedrillt, weder das Jugendschutz-, noch das Jugendarbeitsschutzgesetz werden eingehalten“, sagt Ralf Willinger, Sprecher von Unter 18 Nie! und Experte für Kinder in bewaffneten Konflikten und Friedensarbeit bei der Kinderrechtsorganisation terre des hommes Deutschland. „Dabei kommt es jedes Jahr zu gravierenden Kinderrechtsverletzungen wie sexuellem Missbrauch und schweren Unfällen. Das muss dringend aufhören! Die Bundesregierung sollte endlich das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre anheben und Bundeswehrwerbung bei Minderjährigen stoppen – so wie es die Vereinten Nationen und viele Länder von Deutschland fordern. Denn in mehr als dreiviertel aller Länder dürfen nur Volljährige Soldaten und Soldatinnen werden – warum ist Deutschland hier eine der wenigen negativen Ausnahmen weltweit?“

Kontakte für Interviews und Nachfragen

Sie erreichen uns über

            Kampagne „Unter18 nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“
            c/o Netzwerk Friedenskooperative
            Ansprechpartner: Philipp Ingenleuf
            Mackestraße 30, 53119 Bonn
            Telefon: 0228 / 69 29 04, Fax: 0228 / 69 29 06, E-Mail: info@unter18nie.de

Mit einem dringenden Appell richten sich über 32.000 Bürgerinnen und Bürger, Organisationen der Zivilgesellschaft, Kirche und Gewerkschaften, Abgeordnete und Prominente an Verteidigungsminister Boris Pistorius und fordern ihn auf, das Rekrutierungsalter für Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr auf 18 Jahre zu erhöhen, wie im Koalitionsvertrag vorgesehen. Dieser sogenannte „Straight 18-Standard“ zum Schutz der Kinderrechte wird international von der großen Mehrheit aller Staaten eingehalten, nämlich von über 150 Ländern, darunter 24 NATO-Staaten und 21 EU-Staaten.


Die Bundeswehr ist dagegen eine von wenigen Armeen weltweit, die noch minderjährige Soldat:innen in ihre Reihen aufnimmt, mit stark zunehmender Tendenz, im Jahr 2023 wurden 1.996 Mädchen und Jungen im Alter von 17 Jahren rekrutiert. Laut Verteidigungsministerium kommt es immer wieder zu schweren Kinderrechtsverletzungen bei minderjährigen Soldat:innen der Bundeswehr, darunter sexuelle Gewalt, Unfälle und psychische Schäden, und sehr hohen Abbrecherquoten.


„Deutschland verletzt damit zentrale Schutzpflichten und Rechte der UN-Kinderrechtskonvention und der ILO-Konvention zum Schutz Minderjähriger vor riskanter und gefährlicher Arbeit. Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes hat Deutschland deswegen mehrfach (2008, 2014, 2022) dringend aufgefordert, das Rekrutierungsalter für Soldat:innen auf 18 Jahre zu erhöhen – ebenso wie der NATO-Staat Schweden vor kurzem im UN-Menschenrechtsrat“, sagt Ralf Willinger von der Kinderrechtsorganisation terre des hommes Deutschland, Sprecher des Bündnis „Unter 18 Nie – Keine Minderjährigen in der Bundeswehr!“. „Zivile Verträge der Bundeswehr mit Minderjährigen sind erlaubt und im Einklang mit den Kinderrechte. Soldatische Verträge dürfen aber strikt erst mit Erwachsenen geschlossen werden.“

Auch die Bundestagsfraktionen von SPD und Bündnis 90 / Die Grünen und die Linke sprechen sich seit langem für eine Anhebung des Rekrutierungsalters auf 18 Jahre aus, ebenso wie Bundestagsabgeordnete aller Parteien, die Wehrbeauftragte, Soldat:innen und viele Prominente wie der Fernsehmoderator Oliver Welke, die Theologin Margot Käßmann und Bischof Tobias Bilz.



Zur Petition „Unter 18 Nie – Keine Minderjährigen in der Bundeswehr!“ und weiteren Informationen!

Kontakt:

Ralf Willinger, terre des hommes Deutschland, r.willinger@tdh.de, Tel. 0541-7101-108

Wenn es nach der Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger geht, dann sollen Schulen künftig stärker auf den Krisen- und Kriegsfall vorbereiten. „Die Gesellschaft muss sich insgesamt gut auf Krisen vorbereiten – von einer Pandemie über Naturkatastrophen bis zum Krieg“, erklärte die FDP-Ministerin. Weiter heißt es, Zivilschutz sei immens wichtig, „er gehört auch in die Schulen. Ziel muss sein, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken“. Mit sogenannten Zivilschutzübungen sollen Schüler*innen geistig wieder auf Krieg eingestimmt werden, dazu bräuchte es ebenfalls „ein unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr“ an Schulen.

Damit sei die Bildungsministerin „nicht nur weit übers Ziel hinaus-, sondern hat an diesem auch vorbei geschossen! kritisiert Anja Bensinger-Stolze ,Vorstandsmitglied für den Bereich Schule der Gewerkschaft Erziehung & Wissenschaft (GEW). Die Gewerkschafterin betont auf Anfrage der nordrhein-westfälischen Tageszeitung „Der Westen“, dass „Kinder und Jugendliche zu guten Demokratinnen und Demokraten zu erziehen“ die Aufgabe der Schulbildung sei. „Wehr- und Kriegsertüchtigung“ gehöre aber nicht dazu.

Selbst einigen Christdemokraten gehen die Forderungen nach Zivilschutzübungen im Klassenzimmer zu weit. Der CDU-Kultusminister in Sachsen Christian Piwartz kritisierte im MDR-Interview die Forderungen der Bundesbildungsministerin. Kinder und Jugendliche würden bereits mit Krisen und Konflikten unserer Zeit an den Schulen konfrontiert, da braucht es nicht auch noch den Ruf nach einem Wehrkundeunterricht 2.0″, wird Piwarz im MRD-Interview zitiert.

Die Schüler*innenvertretung in Nordrhein-Westfalen hat ebenfalls gegen die Forderungen der Bildungsministerin Stellung bezogen und auch in einem landesweiten Bildungsprotest zum Ausdruck gebracht. In einem Statement verwiesen die gewählten Vertreter*innen auf die großen Probleme im Schulsystem, die sie tagtäglich erfahren. Ob Lehrkräftemangel, marode Gebäude oder der spürbar hohen sozialen Ungerechtigkeit: „Anstatt Lehrkräften ihre kostbarste Ressource –Zeit– durch Besuche der Bundeswehr weiter zu rauben, sollte sich die Ministerin auf die Problematiken fokussieren, unter denen Schüler*innen wirklich leiden“, erklärt Besiana Jakupi aus dem Landesvorstand der LSV NRW. Außerdem brauche es sachliche Aufklärung statt uniformierte Propaganda. Schule sollte sich auf zukunftsorientierte Inhalte, statt auf das Werben für das Militär konzentrieren.“, so die Vertreter*innen in ihrem Statement.

Die Forderungen der FDP-Ministerin haben aber auch ihre Befürworter: Jüngst hat die bayrische Landesregierung in einem Gesetzentwurf ein Kooperationsgebot für Schulen und Universitäten mit der Bundeswehr vorgelegt, das im Notstand auch zu einer Kooperationspflicht ausgeweitet werden soll. Auch dort wehrte sich der bayrische Landesverband der GEW in einer Stellungnahme und fordert Friedensbildung statt Kooperationspflicht! Die Gewerkschaft sieht hier die Grundsätze des „Beutelsbacher Konsens“ sowie die Freiheit von Forschung und Lehre in ernster Gefahr.

Uniformierte Soldaten und die Werbung für Krieg und Kriegsdienst haben in den Klassenzimmern nichts verloren! Die GEW fordert die Landesregierung auf, entsprechende Passagen im Kooperationsabkommen zu kündigen, statt den Einsatz von Militär im Klassenzimmer noch weiter auszubauen. Gerade jetzt braucht es kritische Bildung im Sinne des Friedens, der internationalen Solidarität und der Demokratie. Dass die Bundeswehr nicht einmal davor zurückschreckt, Minderjährige zu rekrutieren, ist ein Skandal! Wir bleiben dabei: Unter 18 nie!

Martina Borgendale, Realschullehrerin und Vorsitzende der GEW Bayern
ZDF moma-Duell ‚Bundeswehr an Schulen?‘ vom 07.03.2023

In einem sehenswerten Schlagabtausch im ZDF-Morgenmagazin stellte sich jüngst Michael Schulze von Glaßer, politischer Geschäftsführer der DFG-VK und Mitglied im Bündnis „Unter 18 Nie!“, im ZDF-Morgenmagazin einem Streitgespräch mit einem Jugendoffizier der Bundeswehr. Wer über Sicherheitspolitik kontrovers an Schulen diskutieren wolle, der lade dazu besser nicht die Bundeswehr ein. Jugendoffiziere können nicht neutral unterrichten, so Schulze von Glaßer. „Man lädt ja auch nicht McDonalds ein ins Klassenzimmer, um über Ernährung zu sprechen!“. Darüber hinaus würden die vielen Milliarden Euros für Aufrüstung dringend für den maroden Bildungsbereich benötigt. Wenn öffentliche Investitionen in militärische Güter stattdessen in öffentliche Bildung investiert worden wären, würde dies ausreichen, um die Schulen des Landes in einen guten Zustand zu versetzen, so der Sprecher der deutschen Friedensgesellschaft.

Am 23. Februar 2024, einem frühen Freitagmorgen, hat das Bündnis „Unter 18 Nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“ zusammen mit ihren Schirmherr:innen Merle Spellerberg (Grüne), Falko Droßmann (SPD) und Peter Heidt (FDP) Abgeordnete des Bundestags und ihre Mitarbeitenden zum parlamentarischen Frühstück eingeladen.

Straight 18: Warum die 18-Jahresgrenze bei der Rekrutierung von Soldat:innen wichtig ist, auch bei der Bundeswehr.

Ralf Willinger von der Kinderrechtsorganisation terre des hommes nutzt die Gelegenheit für einen Vortrag

Thema des parlamentarischen Frühstücks war selbstverständlich der international annerkannte Straight 18-Standard bei der Rekrutierung von Soldat:innen. Über 150 Länder halten diesen Standard ein, darunter 23 NATO- und 21 EU-Staaten. In Deutschland und nur wenigen anderen Ländern können unter 18-jährige aber weiter eine Ausbildung als Soldat:innen beginnen. Seit 2011 hat die Bundeswehr über 17.000 17-jährige Jungen und Mädchen als Soldat:innen eingestellt. Die Zahl der minderjährigen Soldatinnen und Soldaten bei der Bundeswehr ist im vergangenen Jahr sogar erneut stark gestiegen, es wurden 1.996 Jugendliche im Alter von 17 Jahren rekrutiert – ein Anstieg um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr und der zweithöchste Wert bisher. Darunter waren 315 Mädchen. Mehr als jeder zehnte (10,6%) neueingestellte Soldat oder Soldatin war 2023 minderjährig, dies ist prozentual der höchste Wert bisher. Sie erhalten militärische Training wie erwachsene Soldat:innen und werden auch mit diesen zusammen untergebracht. Es kommt immer wieder zu schweren Kinderrechtsverletzungen, wie auch Daten aus dem Jahr 2021 aus dem Verteidigungsministerium belegen. Eine Einschränkung gilt für minderjährige Soldat:innen: Sie dürfen keinen Dienst an der Waffe leisten und deswegen nicht an Wachdiensten oder Auslandseinsätzen teilnehmen.

Der Koalitionsvertrag der Ampelparteien hat das Thema der minderjährigen Soldat:innen aufgenommen, und neben dem Dienst an der Waffe auch die Ausbildung an der Waffe für Minderjährige ausgeschlossen. Damit wurden Rahmenbedingungen für die weitere Einstellung von Soldat:innen in der Bundeswehr festgelegt.

Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes hat Deutschland vor kurzem erneut aufgefordert, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre anzuheben und so den internationalen 18-Jahre-Standard bei der Rekrutierung von Soldat:innen und die UN-Kinderrechtskonvention einzuhalten – dasselbe hat die Kinderkommission des Bundestages gefordert, ebenso Schweden kürzlich innerhalb des sog. UPR-Verfahrens im UN-Menschenrechtsrat. Dies ist auch essentiell, um die Bemühungen von Diplomat:innen, Vereinten Nationen und Zivilgesellschaft für ein Ende der Rekrutierung minderjähriger Soldat:innen in Ländern wie Myanmar, Somalia oder Kolumbien zu unterstützen.

„Es kann einfach nicht sein, dass Deutschland eins der wenigen Länder auf der Welt ist, die den Straight 18-Standard nicht einhalten. Insofern bin ich froh, dass wir das heute beim parlamentarischen Frühstück noch einmal deutlich machen konnten“, sagt der friedenspolitische Sprecher der DFG-VK Yannik Kiesel im Anschluss. Auch Michael Zimmermann von der evangelischen Kirche Sachsen war froh über das parlamentarische Frühstück bei dem auch im Anschluss noch Gespräche mit Abgeordneten geführt wurden (siehe Bild 2).

„Die Abgeordneten und ihre Mitarbeitenden waren teils gut informiert, interessiert und einige sogar entsetzt, dass es überhaupt möglich ist Minderjährige in die Bundeswehr zu rekrutieren!“, resümiert Zimmermann. Im Vortrag und in den Gesprächen sei es noch einmal gut verdeutlicht worden, welchen hohen Risiken Minderjähige in der Truppe ausgesetzt seien, „selbst Angehörige der Bundeswehr sprechen davon, dass es zu Problemen kommt. Es ist einfach schwierig, wenn bei 30 Soldaten und Soldatinnen zwei minderjährig sind für die einfach auch andere Rechte gelten.

Strikte Umsetzung von Straight 18, so wie es über 150 Staaten auf der Welt bereits parktizieren„.

Auch Ralf Willinger von der Kinderrechtsorganisation terre des hommes zieht ein positives Fazit: „Wir als Bündnis ‚Unter 18 Nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr!‘ haben die Gelegenheit genutzt und uns sehr klar positioniert: Es sollen keine Jugendlichen unter 18 in die Bundeswehr rekrutiert werden dürfen! Wir sehen jetzt die Politik in der Pflicht – speziell auch die Abgeordneten, die Wehrbeauftragte und das Verteidigungsministerium das jetzt auch umzusetzen!“



Ausführliche Statements aus dem Bündnis im Video
Kontakte

Ralf Willinger, terre des hommes Deutschland, r.willinger@tdh.de, Tel. 0541-7101-108

Michael Zimmermann, Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen, michael.zimmermann@evlks.de, Tel. 0341-9940-625

Bilder vom parlamentarischen Frühstück, Februar 2024

Erneut starker Anstieg: 2000 minderjährige Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr
Kritik und hoher internationaler Druck auf Deutschland zur Einhaltung des Straight-18-Standards

Berlin, 4.2.2023. Die Zahl der minderjährigen Soldatinnen und Soldaten bei der Bundeswehr ist im vergangenen Jahr erneut stark gestiegen, es wurden 1.996 Jugendliche im Alter von 17 Jahren rekrutiert – ein Anstieg um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr und der zweithöchste Wert bisher. Darunter waren 315 Mädchen. Mehr als jeder zehnte (10,6%) neueingestellte Soldat oder Soldatin war 2023 minderjährig, dies ist prozentual der höchste Wert bisher. Dies geht aus der Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine schriftliche Frage des Abgeordneten Ali Al-Dailami hervor.

„Statt ihr Versprechen einzuhalten und die Rekrutierung Minderjähriger als Soldatinnen und Soldaten zu beenden, steigen die Zahlen seit Antritt der Ampelregierung immer weiter an, seit 2021 um 61%. Wir appellieren an Minister Pistorius: Beenden Sie endlich dieses Trauerspiel und respektieren Sie die Kinderrechte! Hat die Bundeswehr das wirklich nötig?“ fragt Ralf Willinger von der Kinderrechtsorganisation terre des hommes, Sprecher des Bündnis „Unter 18 Nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“.

Die Fakten für das seit langem überfällige Ende der Rekrutierung Minderjähriger könnten eindeutiger nicht sein: Deutschland ist in einer absoluten Minderheitenposition, nur wenige Länder weltweit rekrutieren überhaupt noch Minderjährige als Soldaten, und es werden immer weniger. Der internationale Druck auf Deutschland, endlich auch den sog. Straight 18-Standard einzuhalten, wie schon über 150 Staaten weltweit, wächst immer mehr.

Schweden, künftiges NATO-Land, hat Deutschland im November vor dem UN-Menschenrechtsrat wegen der Rekrutierung Minderjähriger kritisiert und aufgefordert, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre zu erhöhen. Das gleiche fordert seit 2008 der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes, der die Einhaltung der UN-Kinderrechtskonvention überprüft. Er hat 2022 Deutschland außerdem aufgefordert, „unverzüglich Berichte über sexuellen Missbrauch, sexuelle Belästigung und sonstige Formen von Gewalt gegen Kinder in den Streitkräften zu untersuchen und zu gewährleisten, dass die Täterinnen und Täter strafrechtlich verfolgt und bestraft werden.“ Denn Berichte aus dem Verteidigungsministerium belegen, dass Minderjährige bei der Bundeswehr regelmäßig Opfer von sexueller Gewalt, Mobbing und Unfällen werden – meist ohne Konsequenzen für die Verantwortlichen.   

„Statt Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren besonders zu schützen, wie es die UN-Kinderrechtskonvention vorschreibt, macht die Bundesregierung mit der Rekrutierung von immer mehr Minderjährigen als Soldatinnen und Soldaten das Gegenteil: Ohne Not setzt sie sie den hohen Risiken einer militärischen Ausbildung und des Soldatenberufs aus“, sagt Klaus Pfisterer von der Deutschen Friedensgesellschaft DFG-VK. „Dazu kommt, dass das kaum jemand in der Bundeswehr sinnvoll findet, wie wir aus vielen Gesprächen mit Soldaten und Ausbildern der Bundeswehr wissen“, ergänzt Michael Zimmermann von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen. „Denn es gibt viele praktische Probleme und den meisten Minderjährigen fehlt die Reife für diesen Beruf, fast ein Drittel kündigt schon in der Probezeit und viele weitere danach.“

Das Bündnis “Unter 18 Nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr” wird getragen von zehn Organisationen aus den Bereichen Frieden, Menschenrechte, Kirche und Gewerkschaften.

Weitere Informationen:

Kontakte:

Ralf Willinger, terre des hommes Deutschland, r.willinger@tdh.de, Tel. 0541-7101-108

Klaus Pfisterer, Deutsche Friedensgesellschaft DFG-VK, pfisterer@webstueck.de

Michael Zimmermann, Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen, michael.zimmermann@evlks.de, Tel. 0341-9940-625

Anlässlich des Internationalen Tages der Kinderrechte veranstaltet das Friedensforum Bonn am Montag, 20.11.2023, von 15-17 Uhr auf dem Martinsplatz eine Mahnwache „NIE WIEDER JUGENDLICHE ZUM MILITÄR!“. Die Mahnwache nimmt Bezug auf Adolf Hitlers skrupellose Rekrutierung von Jugendlichen im 2. Weltkrieg und auf das heutige Geschehen.

Alljährlich wird am 20. November weltweit an die 1989 verabschiedete UN-Kinderrechtskonvention erinnert.

Das Friedensforum Bonn will mit seiner Aktion der Öffentlichkeit ins Bewusstsein rufen, dass die Bundeswehr an Schulen, im öffentlichen Raum und mit ihrer an 16-Jährige gerichteten Info-Post gezielt für den Soldatendienst ab 17 wirbt und damit eklatant gegen die UN-Kinderrechtskonvention verstößt. Dafür ist die Bundesregierung bereits mehrfach vom „UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes“ massiv gerügt worden.

Die UN-Stadt Bonn begünstigt die Anwerbung von Jugendlichen durch die Bundeswehr, indem sie die Daten minderjähriger Bonner Bürgerinnen und Bürger an die Bundeswehr weitergibt. „Auch diese Praxis muss schnellstens beendet werden!“, fordert das Friedensforum Bonn.

Die Mahnwache ist eingebettet in die Aktivitäten des bundesweit arbeitenden Bündnisses „Unter 18 nie! Keine Minderjährigen in die Bundeswehr“.

Kontakt: Armin Lauven, Pax Christi (Tel. 0228 / 31 42 87 | 0157 51 64 64 80); Email: ArminLauven@gmx.de

Link zu lautwerden und einem Video-Interview mit den Veranstalter:innen!

Halbzeitbilanz der Bundesregierung: Bundeswehr rekrutiert mehr Minderjährige als Soldatinnen und Soldaten

Zum Weltkindertag am 20. September zieht das Bündnis „Unter 18 nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“ eine kritische Halbzeitbilanz der Arbeit der aktuellen Bundesregierung. Obwohl im Koalitionsvertrag festgehalten ist, dass „Ausbildung und Dienst an der Waffe volljährigen Soldatinnen und Soldaten vorbehalten bleiben soll”, hat die Bundeswehr 2022 1.773 minderjährige Soldatinnen und Soldaten eingestellt, darunter 327 Mädchen – ein erheblicher Anstieg um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr und der höchste Wert seit fünf Jahren. Fast 10 Prozent aller neu eingestellten Soldaten und Soldatinnen waren 2022 minderjährig.

„Unser Bündnis fordert Verteidigungsminister Pistorius auf, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre zu erhöhen, wie es im Koalitionsvertrag festgeschrieben ist und wie es seine Partei, die SPD, und der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes seit vielen Jahren fordern“, sagt Martina Schmerr von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Sprecherin des Bündnisses „Unter 18 nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“.

“Die Bundeswehr versucht, ihre Personalprobleme auf Kosten von schutzbedürftigen minderjährigen Jungen und Mädchen zu lindern – das ist inakzeptabel und führt zu schweren Kinderrechtsverletzungen”, sagt Ralf Willinger von der Kinderrechtsorganisation terre des hommes und Sprecher des Bündnisses „Unter 18 Nie!“. “Über 150 Staaten weltweit halten den internationalen 18-Jahre-Standard für die Rekrutierung von Soldatinnen und Soldaten ein – es wird höchste Zeit, dass Deutschland dies auch tut.“

Mit Blick auf zunehmende Einsätze von Jugendoffizieren und „Karriereberater*innen“ der Bundeswehr an Bildungseinrichtungen sagt Martina Schmerr von der GEW: „Der russische Angriffskrieg hat vieles verändert: Das Militär präsentiert sich durch einen stetig steigenden Werbeetat in immer mehr Bereichen der Gesellschaft. Auch werden zunehmend Stimmen laut, dass sich die Schule für Jugendoffiziere öffnen sollte. Schulen müssen aber ein geschützter und ziviler Raum für Kinder und Jugendliche bleiben.“ 

Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes hatte Deutschland zum Abschluss des Prüfverfahrens der Lage der Kinderrechte in Deutschland scharf kritisiert und dringend aufgefordert, die andauernde Rekrutierung minderjähriger Soldatinnen und Soldaten zu stoppen, da die Gefahr von Unfällen, seelischen Schäden, sexuellem Missbrauch und andere Formen der Gewalt in der Bundeswehr besonders hoch ist und solche Fälle dort regelmäßig registriert werden [1].

Das Bündnis “Unter 18 Nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr” wird getragen von verschiedenen Organisationen aus den Bereichen Frieden, Menschenrechte, Kirche und Gewerkschaften.

Kontakte:

Martina Schmerr, GEW, martina.schmerr@gew.de, Tel. 069/78973-322

Ralf Willinger, terre des hommes Deutschland, r.willinger@tdh.de, Tel. 0541/7101-108


[1] Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine Abgeordnetenfrage (1980034-V267, 2021), die belegt, dass minderjährige Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr schwere körperliche und seelische Schäden erleiden. Abrufbar unter: https://unter18nie.de/2021/09/17/pressemitteilung-minderjaehrige-soldatinnen-und-soldaten-erleiden-koerperliche-und-seelische-schaeden/